Das Wesen einer Momentumstrategie
   

Das Verfahren der Relativen Stärke ist eine Momentumstrategie. Die Begriffe "Relative Stärke-Strategie" und "Momentumstrategie" werden deshalb auch synonym verwendet. Der Begriff "Momentum" ist ein physikalischer Begriff und bezeichnet das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit. In der Technischen Analyse wird er verwendet, um eine Aussage über die Impuls- oder Schwungkraft einer Aktie bzw. eines Marktes zu machen. Börsianer sprechen deshalb auch häufig von einem starken oder schwachen Momentum, das eine Aktie hat. Dieses Momentum wird dabei allgemein als Verhältnis des aktuellen Kurses zum Kurs vor x Tagen definiert. Das kann der Kurs von letzter Woche, von letztem Monat oder vom Jahresende sein. Auch der Vergleich des aktuellen Kurses mit einem Durchschnitt von Kursen in der Vergangenheit ist denkbar. Die Strategie der Relativen Stärke ist trendfolgend. Gekauft wird in einen bereits etablierten Trend in der Erwartung, dass sich die Kurse auch zukünftig in die einmal eingeschlagene Richtung weiterentwickeln. („Kaufe teuer, verkaufe noch teurer!“).

Der finanztheoretische Hintergrund der Relativen Stärke-Strategie ist die Annahme, dass die Aktien, die in der Vergangenheit eine überdurchschnittliche Kursentwicklung erzielt haben, auch in Zukunft eine bessere Performance als der Gesamtmarkt aufweisen werden, weil die den Kurs positiv beeinflussenden Faktoren auch weiterhin vorhanden sind (Trendkontinuität).

Die Erklärung für die Entstehung von Trends an den Börsen, die das Fundament für den Erfolg der Relative Stärke-Strategie bilden, liegt ursächlich in der längerfristigen Verschiebung des Angebots- und Nachfrageverhaltens der Marktteilnehmer. Ohne dieses Phänomen der Trendkontinuität wäre es absurd, in einen Markt zu investieren, der schon gestiegen ist, um ihn erst in der Erwartung eines noch weiteren Anstiegs wieder mit Gewinn zu verlassen.

   
Relative Stärke
   

Eine sehr bewährte Methode zur Selektion von Aktien und Märkten ist das Verfahren der "Relativen Stärke nach Levy" (RSL), das von dem Amerikaner Dr. Robert Levy schon Ende der 60er Jahre entwickelt und veröffentlicht wurde. Die Grundlage für den Erfolg der "Relativen Stärke" bildet das Phänomen der schon erwähnten Trendkontinuität. Levy fiel über einen Beobachtungszeitraum von fünf Jahren immer wieder auf, dass es Aktien gab, die sich über eine längere Periode besser entwickelten als andere. Diese Phase des "Sich-Besser-Entwickelns" (Outperformance) dauerte häufig mehrere Monate. Die Beobachtung, dass Aktien, die im Vergleich zu anderen Einzeltiteln oder dem Gesamtmarkt einen stärkeren Kursanstieg verzeichnet haben, auch in Zukunft überdurchschnittlich steigen, führte dazu, dass Levy nach einem Maß für die Trendstärke dieser Aktien suchte. Als Maß entschied er sich für einen einfachen Faktor: Die RSL-Kennzahl. Sie ist eine Verhältniszahl (Ratio), die einen Wert um 1.0 aufweist. Zur Berechnung dieser Kennzahl setzte Levy den aktuellen Wochenschlusskurs der Aktie ins Verhältnis zum Durchschnitt der Wochenschlusskurse unterschiedlich langer Perioden. Er fand heraus, dass ein Vergleich der Kurse mit einem Zeitraum der zurückliegenden sechs Monate besonders gute Ergebnisse erzielte. Levy berechnete nun in seiner empirischen Untersuchung für alle von ihm beobachteten Aktien deren Relative Stärke. Jede Aktie erhielt so einen Relative-Stärke-Koeffizienten, der jedoch allein betrachtet wenig aussagekräftig war. Deshalb erstellte Levy eine Rangliste mit den untersuchten Werten, die nach dieser Kennzahl sortiert wurde. Je höher die Kennzahl, desto höher das Ranking innerhalb der Liste und umgekehrt.

   
Setzen Sie auf Sieger!
   

Anleger, die gerne Aktien kaufen oder in Märkte investieren, die in jüngster Vergangenheit starke Kursverluste verzeichnen haben (Prinzip: "Kaufen wenn die Kanonen donnern!"), werden sich mit der hier vorgestellten Vorgehensweise schwer tun. Häufig notieren nämlich genau die Titel oder Märkte, die eine besonders hohe "Relative Stärke" aufweisen, auf historisch hohen Niveaus. Und wer kauft schon gerne zu hohen Kursen oder gar zu Höchstkursen? Dieses eher psychologische Problem hält viele Anleger davon ab, der RSL-Strategie zu folgen. Diejenigen, die immer wieder versuchen, zu vermeintlichen "Tiefstkursen" einzusteigen, sollten sich aber einmal die Frage stellen, wie erfolgreich sie bisher mit ihrer Methode gewesen sind. Die Nachhaltigkeit der hier vorgestellten Methode ist jedoch empirisch mehrfach belegt. Erst kürzlich wurde das Prinzip der "Relativen Stärke" erneut durch eine Studie der Universität Mannheim bestätigt.

   
RSL ist nicht gleich RSI
   

Die "Relative Stärke" nach Levy (RSL) ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem "Relative-Stärke-Index" (RSI) von Welles Wilder, die heute beide in jeder handelsüblichen Börsensoftware als Indikatoren wieder zu finden sind. Der "RSI" stellt einen Oszillator dar, der den "Überkauft"/-"Überverkauft"-Zustand eines Marktes oder Einzelwertes misst.

   
Fazit
   

Die Strategie der "Relativen Stärke" ist für einen Anleger mit einem Anlagehorizont von mehreren Wochen oder Monaten geeignet. Er sollte eine Investition in trendstarke, sich gut entwickelnde Titel einem "Fischen im Trüben" vorziehen und seine Entscheidungen gerne in Anlehnung an ein neutrales Verfahren durchführen. Levy empfahl eine wöchentliche Berechnung. Mit einer leistungsstarken Börsensoftware wie TAI PAN lässt sich eine solche Rangliste heute täglich innerhalb von Sekunden aktualisieren.

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